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Donnerstag 15.09.2022

Eva von Redecker

Selbstbehauptung und Weltverlust.
Zu Grundformen menschlicher Identität im Herrschaftsgefüge der Moderne.


Der Vortrag soll veranschaulichen, wie grundlegend unsere Gesellschaftsform Selbstverhältnisse prägt und in Widersprüche treibt.

Moderne Personen sind Selbst-Eigentuemer:innen. So weit, so gut - wem sollte man auch sonst gehören. Schaut man allerdings genauer hin, welche Dynamiken das Eigentum in der kapitalistischen Gesellschaft kennzeichnet, so zeigt sich, dass mit diesem Eigentumsbezug auch fatale Muster gesetzt werden. Mit der Sachherrschaft über sich selbst geht der Zwang zur Ein- und Abgrenzung der Identität einher. Abhängigkeiten und Ambivalenzen drohen geleugnet zu werden. Das eigentumsbasierte Freiheitsversprechen lautet, innerhalb eines bestimmten Bereichs vollkommen nach Belieben verfügen zu können. Weil das aber an sich selbst unerfüllbar bleibt, befeuert es die Aneignung äußerer Herrschaftsbereiche: über die Natur, im Geschlechterverhältnis, als weiße Vorherrschaft. Einmal als Eigentum betrachtet, verlieren diese Bereiche ihre Autonomie und Lebendigkeit, so dass das sich als Selbsteigentümer:in behauptende Individuum isoliert einer leeren Welt gegenübersteht. So schwer es innerhalb von Verhältnissen allseitiger Konkurrenz auch ist, jenseits von Selbstbehauptung und Weltverlust zu leben, nimmt der Vortrag auch heilsame Alternativen in den Blick. Sie zeichnen sich ab, wo Herrschaft durchbrochen wird und Solidarität und Weltwahrung das Handeln leiten.


Rüdiger Retzlaff

"Sicheres" Navigieren in Zeiten der Unsicherheit -
Unterwegs zu einer allgemeinen systemisch fundierten Psychotherapie

Seit der Aufbruchsphase in den 70er und 80er Jahren hat sich die Systemische Therapie neben den anderen Psychotherapieverfahren gut etablieren können. Derzeit zeichnet sich eine Entwicklung zur Integration der traditionellen psychotherapeutischen Ansätze ab. Es gibt aber auch verunsichernde Momente - Ideen, Konzepte und Herangehensweisen diffundieren über anscheinend durchlässig gewordene Grenzen zwischen Therapieschulen. Kerngedanken systemischen Arbeitens werden heute- munter als "zentrale Elemente“ anderer Therapieverfahren propagiert.

Diverse „Bindestrich-Therapien“ tauchen am Markt auf, während alt-etablierte Ansätze, die vor einigen Jahren untergegangen zu sein scheinen, in neuem Gewand als „neue Methode“ angepriesen bzw. recycled werden. Vielleicht ist dies ein Zeichen dafür, dass die Zeit für einen Kurs hin zu einem nachhaltigeren, ökologisch bewussteren Umgang mit psychotherapeutischen Verfahren gekommen ist…?

 

Die Systemische Therapie bietet eine ausgezeichnete Grundlage für ein integratives Modell im Sinne einer Allgemeinen systemisch fundierten Psychotherapie. Im Vortrag werden Risiken und Nebenwirkung eines solchen Vorhabens skizziert, mögliche ökologische Folgen einer einheitlichen Psychotherapie kritisch reflektiert und für eine nutzerfreundliche Perspektive bei einer etwaigen Verfahrensintegration plädiert.


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