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Freitag 16.09.2022

Alexander Repenning

Vom Ende der Klimakrise her denken - Moralische Streckübungen für unsichere Zeiten

Wir sind nicht gewohnt in planetaren Maßstäben und Jahrzehnten zu denken. In unserer beschleunigten Gesellschaft verkürzen sich die Zyklen des Lebens vielmehr: Live-Ticker, Projektfristen, Fast Fashion, Coffee-to-go. Politische Herausforderungen denken die Regierungen meist im Vierjahres-Rhythmus. Klimatische Veränderungen fordern unsere Vorstellungskraft daher besonders heraus: Globale Zusammenhänge, zeitverzögerte Effekte, exponentielle Entwicklungen. Die Pandemie hat uns im Schnellverfahren gezeigt, was das bedeuten kann. 
 
Im Umgang mit der Klimakrise ist systemisches Denken eine Voraussetzung. Wer in Systemen denkt, kann Zusammenhänge erkennen und Konsequenzen antizipieren. Wir brauchen ein Training der Vorstellungskraft, um die Folgen unserer “imperialen Lebensweise” (Brand / Wissen) zu begreifen und Handlungswege aufzuzeigen. Was es noch braucht, ist Empathie - mit den Menschen, die von der Ausbeutung unserer nicht-nachhaltigen Wirtschaftsweise betroffen sind und mit denen, die von ihrem notwendigen Umbau betroffen sein werden. Doch wie kann ein Training der Vorstellungskraft angesichts der Klimakrise aussehen? Wie können wir emotional nachvollziehen, was unser Handeln andernorts und zeitversetzt anrichtet? Und was bedeutet das für unser Handeln?
 
Ausgangspunkt für die Spurensuche in diesem Vortrag sind die “moralischen Streckübungen” des Atom-Philosophen Günther Anders. Sie dienen als Auftakt für den Versuch, positive Zukunftsbilder für die Klimakrise zu entwerfen und von einem gerechten und solidarischen Ende her zu denken. 
 


Tom Levold

Zur Dynamik von Veränderungsprozessen im Spannungsfeld von Freiheit und Notwendigkeit.
Welche Perspektiven bieten uns systemische Theorien?

Veränderungen anzuregen und zu begleiten lässt sich als das Kerngeschäft systemischer Praxis verstehen. Kontinuierliche Veränderungen sind notwendig, um sich auf geänderte Umweltbedingungen systemerhaltend einstellen zu können und jeweils neue temporäre Gleichgewichtszustände zu finden. Dies gilt gleichermaßen für einzelne Organismen, soziale Systeme und größere ökologische Zusammenhänge, insbesondere bei Systemkrisen. Die ökologische Krise der Gegenwart macht uns diese Notwendigkeit schmerzhaft bewusst. Menschliches Handeln ist dabei weder determiniert noch völlig frei von limitierenden Bedingungen, vielmehr als Ergebnis einer Selektion von Handlungsmöglichkeiten stets kontingent, es könnte also immer auch anders ausfallen.

Die zugrundeliegenden Systemdynamiken lassen sich nicht als einfache Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge beschreiben, sondern sind komplexe, nicht-lineare Prozesse, deren Eigendynamiken nur begrenzt modellierbar sind. Interventionen und Eingriffe in ein dynamisches System setzen Rückkoppelungskaskaden in Gang, deren Folgen nur sehr begrenzt bestimmt werden können und die der Steuerbarkeit von komplexen Systemen Grenzen setzen. Ob unsere Handlungen zu den gewünschten Veränderungen führen, ist daher nicht vorhersagbar. Systemische Theorien bieten uns aber Erkenntnisse, welche Handlungsstrategien und Verhaltensmuster zu unerwünschten oder schädlichen Folgen führen können.


Angelika Eck

Die Zukunft, die Liebe, der Sex und das Paar -
Nachdenken über zeitgemäße Paartherapie

Mit Fragen der Stabilität und Entwicklung von Paarsystemen haben wir es in der Paartherapie unentwegt zu tun. Zu den Umwelteinflüssen auf beides zählen nicht nur individuelle kritische Lebensereignisse, sondern gesellschaftliche Veränderungen und kollektive Herausforderungen wie die Pandemie. Der globalisierte Kapitalismus beeinflusst die Sexualität, die Partnerwahl und die Gestaltung von Paarbeziehungen sowie den Grad der Einbindung in soziale Netzwerke. Geschlechterrollen und auch das Geschlecht selbst sowie sexuelle Orientierungen befinden sich in anhaltenden Aushandlungsprozessen und Diversifikation. Zukunftsunsicherheit und die Vielfalt möglicher Antworten auf die Frage, wie Menschen leben und lieben wollen, stellen die traditionell auf Liebe gründende und auf lange Zeit angelegte (heterosexuelle) Paarbeziehung im Modell der seriellen Monogamie zum Teil in Frage.

Der Vortrag thematisiert, wie es angesichts sich veränderter Kontexte um Stabilität und Entwicklung paartherapeutischer Ansätze selbst bestellt ist, auf welche Konzepte sie weiterhin bauen und wo(hin) sie sich sinnvoll bewegen könnten.


 

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